DIE NEUE WERKBANK BERLINS - Adlershof-Johannisthal

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Die Annäherung erfolgt über die S-Bahn: Im Südosten Berlins liegen zwischen den Bahnhöfen Schöneweide und Adlershof riesige Flächen brach. Es gehört noch Fantasie dazu, sich neben den Gleisen einen neuen Standort für Produktion und Innovation vorzustellen. Doch genau dieses Projekt wird von der Deutschen Bahn AG gemeinsam mit dem Land Berlin umgesetzt.
Unter dem Namen „Adlershof-Johannisthal“ entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofes Schöneweide in direkter Nachbarschaft und als Ergänzung zum Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof eines der großen Gewerbegebiete der Hauptstadt. „Das ist nicht nur vom Volumen her das größte Entwicklungsprojekt in der Geschichte der DB Immobilien, sondern auch von der wirtschaftlichen und innovativen Strahlkraft her“, ordnet Wolfgang Stahnke, Projektleiter bei der DB Immobilien der Deutschen Bahn AG, das gewaltige Vorhaben ein.

Stahnke muss es wissen. Denn er ist schon seit 2003 für „die Entwicklung nicht mehr betriebsnotwendiger Flächen der Deutschen Bahn AG“ zuständig. Und „nicht mehr betriebsnotwendig“ dürfte dann wohl auch die treffende Formulierung für ein Areal sein, das in der Vorbeifahrt mit Blick aus dem S-Bahn-Fenster nicht besonders reizvoll wirkt und bis auf den auffälligen Rundlokschuppen kaum erhaltenswerte Substanz aufweist.
Der Lokschuppen ist Denkmal und Brücke zwischen Industrievergangenheit und Entwicklung zum innovativen Produktionsstandort in Nachbarschaft zum Landschaftspark
Der Lokschuppen ist Denkmal und Brücke zwischen Industrievergangenheit und Entwicklung zum innovativen Produktionsstandort in Nachbarschaft zum Landschaftspark
Genau dieser Rundlokschuppen ist aber auch das Synonym für die Verbindung von Vergangenheit und Zukunft: Auf der einen Seite wird dessen Betriebsgelände vom Verein Dampflokfreunde Berlin e.V. mit großer Leidenschaft gepflegt und funktionsfähig gehalten. Gleichzeitig steht der Lokschuppen aber auch für industriellen Aufbruch. Sowohl zu seiner Entstehungszeit im Jahr 1904 und erneut in der Gegenwart, wenn die Bagger anrollen und ein 40 Hektar großes Gebiet erschließen. Denn diese Arbeiten, die bis zum Jahr 2020 abgeschlossen sein sollen, werden Grundstücke vor allem für das produzierende Gewerbe vorbereiten.

Ein Areal, so lang wie die Fanmeile im Tiergarten
„Unser Areal hat eine Länge von 1,9 Kilometer und ist damit genauso lang wie die Fußball-Fanmeile zwischen dem Brandenburger Tor und der Siegessäule“, verdeutlicht Stahnke noch einmal die Dimensionen des Vorhabens. Und obwohl die Vermarktung gerade erst begonnen habe, „ist das Kaufinteresse an unseren unterschiedlichen Flächen bereits sehr groß“, sagt Stahnke. Das zeige, wie attraktiv der Standort Berlin mittlerweile auch für die Inhaber von Produktionsbetrieben sei.
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Vermutlich ist es auch die Kombination eines künftig produktionsgeprägten Gewerbegebietes mit dem vor allem wissenschaftlich-technologisch orientierten Nachbarn in Adlershof, die Investoren und Unternehmer anlockt. Denn die DB Immobilien dockt mit ihrem Entwicklungsprojekt an die seit 20 Jahren starke wirtschaftliche Dynamik im Umfeld an: Adlershof-Johannisthal und Adlershof sind planerisch und inhaltlich aufeinander abgestimmt. Stahnke: „In der unmittelbaren Nachbarschaft zur Wissenschaftsstadt Adlershof sehen viele Produktionsbetriebe einen riesigen Standortvorteil. Unser Konzept geht auf.“

„Handwerkliche Werkbank“ nennt die Bahn ihr Entwicklungsgebiet treffend. Im wörtlichen Sinn eine Werkbank für viele Aktivitäten auf dem Adlershof Campus, der durch seine Nähe interessante Kooperationsmöglichkeiten mit der dortigen Hightechbranche und den Hochschulinstituten eröffnet. Mit der Perspektive, Grundlagenforschung und Ideen aus Hörsälen, Laboren und Denkfabriken gleich in Produkte umzusetzen. Reizvoll ist die Neuansiedlung für produzierendes Gewerbe auf den Flächen in Adlershof-Johannisthal aus Sicht der Bahn AG allemal, auch unter dem Gesichtspunkt der Erschließung überregionaler Märkte im Zentrum Europas. Reizvoll auch deshalb, weil Unternehmen auf qualifizierte Beschäftigte und einen exzellenten Verkehrsanschluss setzen können.
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„Das Kaufinteresse an unseren Flächen ist bereits sehr groß, obwohl wir die Vermarktung gerade erst begonnen haben“
Wolfgang Stahnke
ist seit 2003 Projektleiter in der Entwicklung nicht mehr betriebsnotwendiger Flächen bei der Deutschen Bahn AG

Das neue Gewerbegebiet, von dem zwölf Hektar auf die bestehende Infrastruktur und Grünflächen entfallen, hält Grundstücke in allen Größen und Nutzungsprofilen bis 98.000 Quadratmeter bereit. Investiert werden rund 33 Millionen Euro, davon entfallen 17 Millionen Euro auf die DB und 16 Millionen auf das Land Berlin (davon 14 Millionen GRW-Fördermittel). „Die geplante exzellente Infrastruktur auf unserem Gelände und die bereits bestehende exzellente Infrastruktur rund um unser Areal sind unsere absoluten Pluspunkte“, rechnet Wolfgang Stahnke mit einer weiterhin starken Nachfrage.

Nach Jahren der Planung sind die Bauarbeiten jetzt richtig losgegangen: Ein drei Kilometer langer Gleisarm der Fernbahn wurde bereits verlegt, Gebäude wurden abgerissen, Erschließungsstraßen werden angelegt. Eine Brücke über die Bahngleise entsteht, um die Köllnische Heide und den Landschaftspark Johannisthal für Fußgänger und Radfahrer attraktiv zu verbinden. Weitgehend ampelfrei sind die nahe gelegenen Auffahrten „Stubenrauchstraße“ und „Adlershof“ auf die seit 2005 existierende Stadtautobahn erreichbar.
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Das DB-Areal Adlershof-Johannisthal ist 40 Hektar groß (rot) und grenzt an den Landschaftspark Johannisthal und die Wissenschaftsstadt Adlershof
Urbane Stadtlandschaft zwischen City und Flughafen
Doch es geht natürlich nicht nur um Straßen, es geht um eine urbane Stadtlandschaft. Dazu gehören Wohnangebote oder auch studentisches Leben auf dem Adlershofer Campus-Gelände. Rund um den künftigen Quartiersplatz an der S-Bahn- Haltestelle in Adlershof-Johannisthal entsteht ein bunter Mix aus Büroraum, Einzelhandel und Gastronomie. Im Zentrum von Schöneweide gibt es Einkaufsmöglichkeiten und mit der Dörpfeldstraße in Adlershof eine kleine florierende Geschäftsstraße mit inhabergeführten Geschäften, Marktplatz, Kirche und zahlreichen Gaststätten. Und die neuen Unternehmen werden zwischen den Naherholungsgebieten Köllnische Heide im Norden und dem Landschaftspark Johannisthal im Süden beheimatet sein, wo sich ausreichend Naherholungsflächen befinden.

Wenn Unternehmen der Berliner City, in der es wenig Wachstumspotenzial für flächenintensive Nutzungen gibt, aus dem Weg gehen, werden sie künftig im Südosten durch drei direkt aufeinander folgende S-Bahn-Haltestellen bequem ans Zentrum angebunden sein: Schöneweide, Johannisthal (bis zur geplanten Umbenennung noch Betriebsbahnhof Schöneweide) und Adlershof. Die S-Bahnen verkehren im 5- bis 10-Minuten-Takt in Richtung Innenstadt und zum Flughafen Berlin-Brandenburg (BER), der, so momentan das Ziel, Ende 2020 eröffnet. Der Bahnhof Schöneweide ist überdies ein Regionalbahnhof: Mit der RB24 erreicht man die östlichen Bezirke Berlins, Expansionsstandorte wie Bernau oder Eberswalde und ohne Umsteigen den Spreewald. Auf Wunsch kann für produzierendes Gewerbe auch ein eigener Gleisanschluss an das DB-Güterbahnnetz eingerichtet werden.

Das alles wird in naher Zukunft in Berlins Südosten Wirklichkeit sein. Beim Blick aus dem Fenster in der S-Bahn auf den alten Lokschuppen sieht man diese Zukunft zwar noch nicht, aber ahnen kann man sie schon.

Die Zauneidechse zieht um

Mit der Umwandlung von Brachfläche in ein Gewerbegebiet startete die Bahn ein ambitioniertes Umsiedlungsprogramm
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So hatten sich auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Schöneweide Zauneidechsen, Brachpieper, Heidelerchen und Steinschmätzer angesiedelt. Zunächst galt es, bahneigene, landeseigene sowie private Grundstücke in Berlin und Umgebung zu untersuchen, um für Tiere und Pflanzen nach einer neuen Heimat zu suchen. Das Ergebnis war ernüchternd: Denn als einzige geeignete Fläche stellte sich der bahneigene ehemalige Jochmontageplatz Fredersdorf östlich von Berlin heraus. Nach Genehmigung durch die Obere Naturschutzbehörde Berlin begann 2014 die Umsiedlung von Zauneidechsen. Da zum einen die Population deutlich größer war als angenommen, zum anderen die Kapazität des Ersatzhabitates schnell ausgeschöpft war, musste die Umsiedlung gestoppt werden.

Aktuell ist der Arten- und Biotopschutz auf unterschiedlichen Flächen vorgesehen. Ein Teil der Reptilien muss voraussichtlich nicht umziehen, sondern darf auf geplanten öffentlichen Grünflächen und benachbarten Gleisflächen bleiben. Zusätzlich wurden Weideflächen im Landschaftspark Herzberge in Berlin-Lichtenberg als Eidechsenhabitat aufgewertet. Für Brutvögel wurde seit Ende 2016 im Wildgehege Glauer Tal im Naturpark Nuthe-Nieplitz (Landkreis Teltow-Fläming) eine Fläche vorbereitet, so dass Brachpieper-, Heidelerchen- und Dorngrasmückenpaare dort in diesem Sommer zum ersten Mal brüten werden.

Rundlokschuppen als Wahrzeichen

Vor 150 Jahren beginnt die Geschichte des Rangierbahnhofs Schöneweide mit der Einrichtung des Bahnhaltepunkts „Neuer Krug“
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Dieser Haltepunkt bindet die Landgemeinde Johannisthal an die Görlitzer Bahn an. 1904 entsteht der beeindruckende Rundlokschuppen (Foto oben). Der Rangierbahnhof Schöneweide wird vor dem Zweiten Weltkrieg zu einem zentralen Umschlagplatz Berlins. Rund ein Drittel des Berliner Warenverkehrs wird hier abgewickelt. Nach dem Krieg und mit der Teilung Deutschlands folgt ein fundamentaler Wandel in der Abwicklung der Güterbeförderung: Der Rangierbahnhof verliert an Bedeutung. Seit 1998 liegt das Gelände brach.

Das Betriebswerk mit Rundlokschuppen, Drehscheibe und Wasserturm aber hat den Zeitläufen getrotzt und den Sprung in die Gegenwart gemeistert. Der Verein Dampflokfreunde Berlin e. V. trägt mit Sachverstand zur Erhaltung bei und organisiert Nostalgiefahrten mit historischen Dampflokomotiven und Reisezugwagen (
www.berlin-macht-dampf.com
). Diese Partnerschaft hat dem Entwicklungsprojekt Adlershof-Johannisthal mit dem Rundlokschuppen ein wunderbares Wahrzeichen für die Zukunft geschenkt.

Kontakt: Deutsche Bahn AG, DB Immobilien, Caroline-Michaelis-Straße 5–11, 10115 Berlin
Telefon: +49 (0)30 297-57318 immobilien.ost@deutschebahn.com,
www.adlershof-johannisthal.de
Fotos: iStock, Deutsche Bahn AG, Dampflokfreunde Berlin e.V., Lothar Behlau

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